Projekt  kritische Analyse
bürgerlicher Sozialpolitik

Sozialreformen in der BRD
- Analyse und Kritik -
 
 
    
Deutsche Gesundheitspolitik


Eine neue Reform im Gesundheitswesen/Gesetzliche Krankenversicherung (GKV): 


GKV-Finanzstabilisierungsgesetz 2022/23


Der Bundesgesundheitsminister will eine Reform der Finanzen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf den Weg bringen, und zwar mit Verweis auf ein Krankenkassendefizit von 17 Mrd. Euro in 1922. Bemerkenswert ist, wie das Erfordernis der Reform bzw. deren Ausgestaltung in Zusammenhang mit einer diagnostizierten Krisensituation gestellt wird; speziell geht es um die Wirkungen von Ukraine- und Wirtschaftskrieg in Form von hohen Inflationsraten. Wegen der außerordentlich gestiegenen Kosten der Lebenshaltung hat Lauterbach ein Einsehen und stellt es als großartige Rücksichtnahme auf die Gebeutelten der Nation dar, wenn er nur „maßvolle“ Steigerung der Zusatzbeiträge von voraussichtlich 0,3 Prozent in Aussicht stellt.*)  Ein Zugeständnis soll es ebenso sein, dass Leistungskürzungen nicht vorgesehen seien – allerdings das Eingeständnis, dass die im Prinzip durchaus Bestandteil des ministeriellen Instrumentenkasten zur „Finanzstabilisierung“ sind, nur eben derzeit nicht.

Lauterbach stellt extra heraus, dass die Beitragszahler nicht allein für die Finanzstabilisierung herangezogen würden; es ginge um Verteilung auf mehrere Schultern: Kürzung von Zahnarzthonoraren, Gewährung von mehr Rabatten bzw. Abschlägen der Hersteller bzw. Apotheker auf Medikamente – um nur einige Maßnahmen zu nennen. Allerdings machen sich höchst unterschiedliche Stellungen der Akteure im Gesundheitswesen bemerkbar: Hersteller, Apotheker, Ärzte zeichnet schließlich fürstliche Dotierungen aus als Form der Bereicherung an dem Krankenbeitragswesen aus, wovon Abstriche die nicht im Mindestens wehtun. Für Durchschnittsversicherte sind Normalbeiträge und Zusatzbeiträge Abzüge von ohnehin ärmlichen Einkommen.

Einzelheiten der Finanzreform der GKV können nachgelesen werden auf:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/gkv-stabilisierung-finanzen-2065884

Es wird der Fokus drauf gelegt, dass es kein Einnahme-, sondern Ausgabeproblem bei de GKV gäbe. Hier wird angespielt auf die Tradition unter der Agenda 2010 und fortwirkend: nur keine Anhebung der Hauptbeiträge als Kostenfaktor für die Kapitalwirtschaft. Also wird sich entscheidend den Ausgaben und deren Struktur zugewendet, bezogen darauf die Verantwortlichen des Gesundheitswesen wieder eine größere Reform anzupacken vorhaben. Dem eigentlich zu teuren Gesundheitssystem müsse mal wieder effizienter zu Leibe gerückt werden, was sich im Amtsdeutsch so anhört, dass (erneut) grundlegender „Strukturwandel“ hermüsse, um die Kosten in den Griff zu kriegen. Das ist schon jetzt absehbar: an jeder wer weiß wie fundamentalen Reformiererei entdecken die Gesundheitspolitiker wiederholt Entgleisungen, die ihre schönen Reformabsichten konterkarieren, sodass der nächste Zirkel des Herumdokterns am System eingeleitet wird – dahingestellt, welche neue/andere Lasten an der einen oder anderen Stelle den Patienten/Versicherten drohen.

____________________________

*)„...Gerade in Krisenzeiten geben die Sozialsysteme der Bevölkerung Sicherheit. Wir haben ein sehr großes Defizit in der Krankenversicherung vorgefunden. Und wir haben eine schwierige Krise aufgrund des katastrophalen Krieges in der Ukraine. Deshalb müssen mit der Reform alle Beteiligten einen Beitrag zur kurzfristigen Stabilisierung leisten...

Karl Lauterbach nach: https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/gkv-stabilisierung-finanzen-2065884