Projekt  kritische Analyse
bürgerlicher Sozialpolitik

Sozialreformen in der BRD
- Analyse und Kritik -
 
 


Highlights sozial-, familien- und sonstiger gesellschaftspolitischer Dummheiten und Gemeinheiten - Teil 5

        

Nov. 2022 - DGB zu Fachkräftemangel/Zeitschrift "Einblick" Nr. 11, Nov. 2022, S. 1:

Zur falschen Sorge von Gewerkschaften um unternehmerischen Nachschub von 
rentabler Arbeitskraft

Wenn DGB und Untergewerkschaften sich auf den herrschenden Diskurs über Fachkräftemangel einlassen, haben sie gar nicht erst im Blick, als was die abhängig Beschäftigten von vornherein interessieren, wenn man sie als Fachkräfte einsortiert: es ist so offensichtlich wie nichts, dass sie als Dienstkräfte an Gewerben zu funktionieren haben, die sie auf den so ziemlich einseitigen ökonomischen Nutzen marktwirtschaftlicher Unternehmen festlegt - der unabdingbare Voraussetzung dafür ist, dass letztere ein Geld springen lassen, mit dem die heutzutage so begehrten Fachkräfte mehr schlecht als recht zurechtkommen, insofern es um die Bedienung ihrer materiellen Interessen gar nicht geht.
Der DGB und Einzelgewerkschaften denken sich das System des kommerziellen Geschachers als irgendwie gute Gewerke: bei schönfärberischer Ausmalung als "sozialökologische Transformation" kann man sich ja nur unbedingt dafür stark machen, dass Fachkräftemangel nicht zur "echten Bremse" für vorgeblichen Fortschritt ausartet. Um Gottes willen die besagte Transformation nicht schlicht als alternatives nationales Geschäftsmodell der Profitmacherei mit gleich internationalen Perspektiven der Abgreifung fremdländischen Reichtums ins schlechte Licht rücken - womit sich die Sorge um Kräftemangel erledigen würde, so einem klar wäre, dass die schöne Transformation nicht für die da ist, die eben als subjektives Geschäftsmittel und sonst nichts gefragt sind.
Wenn sich DGB darauf verlegt, dass schlechte Bezahlung und miese Arbeitsbedingungen die Personalnot mit befördern würden - "...Rund 60 Prozent der Gesellen verlassen ihre Berufe nach Abschluss der Ausbildung" -, dann ist nicht etwa der Schluss darauf fällig, wie das Kapital darauf besteht, dass die Leute allzeit bereit zu seinen Bedingungen zur Verfügung zu stehen hätten, sondern gibt den Kapitalisten zu bedenken, ein wenig an den Schrauben "Bezahlung", "Arbeitsbelastung" und "Arbeitszeiten" zu drehen, damit ihnen die Leute die Tür einrennen, also das Kapital auf seinen Kosten kommt in Sachen profitförderlichen Einsatz der so dringend angemahnten Fachkräfte.


07.09.22 – Zur Sendung "Zur Diskussion"/Deutschlandradio (DLF) am 7.9.22:

Zum Unsinn, die wirtschaftskriegerischen Folgen nach innen unter Gesichtspunkt "gesellschaftlichen Zusammenhalts" zu thematisieren

Total realitätsfern werden die höchst unterschiedlich Betroffenen von den wirtschaftlichen Nöten im Zuge des westlichen Wirtschaftskrieges gegen Russland wie in einer "Schicksalsgemeinschaft" eingebunden vorstellig gemacht.
Als arbeitsteiliger Zusammenhang werden Unternehmer und Verbraucher als in positiver Abhängigkeit befindlich imaginiert: die einen wollen verkaufen, was ihnen schwer gemacht werde wegen der exorbitanten Preise, die sie nicht so ohne Weiteres ihrerseits auf ihre Abnehmer abwälzen können - oder die Konkurrenten die geschrumpfte Zahlungsfähigkeit gegen ihre "Mitwettbewerber" okkupieren. Die anderen würden gerne die schönen Produkte kaufen wollen, was ihnen gleichfalls schwer gemacht werde: die Inflation untergräbt ihre Kauffähigkeit. So erscheint jeder Gegensatz ausgelöscht: die einen haben schließlich Einbußen bei der Bereicherung an den anderen bzw. die Konkurrenz macht das verbleibende, noch mögliche Geschäft; die anderen leiden sehr fundamental in existenzieller Hinsicht, nämlich das Nötige schlicht zum Leben und Überleben sich nicht mehr leisten zu können. Andererseits: selbst noch in dem verharmlosenden Bild, die einen wollten ihre "Dienste" an den Mann/die Frau bringen, wonach die anderen ein Verlangen hätten, kommt noch das Gegensätzliche zum Vorschein, wenn nämlich den einen das Losschlagen ihrer Ware erschwert werde genau deswegen, weil die Zahlungskraft der Leute es nicht hergibt, die Preise zu realisieren, die die Verkäufer gerne hätten als ihre Verdienstquelle, die sich als Abzug bei den Verkäufern geltend macht; genährt wird die Ideologie von der Schicksalsgemeinschaft offenbar angesichts der durch die westliche Russlandpolitik aufgemischten wirtschaftlichen Lage, an der gemessen das sticknormale Abgreifen der Einkommen durch die Verkäufergemeinde in gewöhnlichen Zeiten des marktwirtschaftlichen Getriebes wie als gedeihliches Nebeneinander der Ausnutzer der gesellschaftlichen Zahlungsfähigkeit und den Ausgenutzten aufscheint. Das ist schon eine bemerkenswerte Abstraktionsleistung, eine ökonomisches Ausnutzungssystem sich so vorzustellen, da würden die gegensätzlichen Seiten jeweils zu dem Ihrem kommen: die Kaufleute zu ihren Einnahmen, die Kunden zu ihren Gebrauchsdingen.


16.08.22 – Zum Daueraufreger „Diskriminierung“:

Zu einer verkehrten Werte-Debatte 2022 – am Beispiel der Arbeitswelt

1.
Jahresbericht zu Diskriminierung
Die neue Anti-Diskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung Ataman nennt es alarmierend, wenn fast 6000 Fälle von Diskriminierung gemeldet wurden (das ist die Dame, der selber vor ihrer Berufung diskriminierende Äußerungen angelastet wurden – kaum im Amt, weiß sie offenbar, wo es langgeht, wie man die Fahne der Anti-Diskriminierung von höchster Stelle aus hochzuhalten hat)
2.
Sendung „Campus und Karriere“/DLF v. 16.8.22
Eine Wissenschaftlerin von Uni Hohenheim gibt zum Besten:
Neben direkter Diskriminierung zeige sich diese auch indirekt, z.B. durch Stellenangebotstexte wie: suchen junge, dynamische Mitarbeiter; durch diese Sprachregelung zeige sich Exklusion von Alten.
Aber auch Nachteile dadurch für Betriebe: Ältere würde weniger Neigung aufbringen, ihr Wissen mit Jüngeren zu teilen. Betriebe würden durch einseitigen Fokus auf Jüngere sich selbst schaden: Verzicht auf die Erfahrungen der Alten; vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels käme es auch auf die Älteren an.


Es macht mal wieder die Runde, dass Diskriminierung fortgesetzt registriert wird, weil die Verhältnisse, mit denen allerlei Formen von Gehässigkeiten wachsen und gedeihen, in Kraft bleiben, wenn man sich gesetzlich/rechtlich daranmacht, gegen das anzurennen, was als Benachteiligung/Herabwürdigung gefasst wird.

Dem Verkehrten in Sachen Anti-Diskriminierung soll anhand der Vorkommnisse in der Arbeitswelt nachgegangen werden.
Die Welt der Lohnarbeit unter dem Gesichtspunkt der Diskriminierung, übersetzt: Benachteiligung durch unterschiedliche Behandlung, zu begutachten trennt sich einerseits von den reellen Kalkulationen marktwirtschaftlicher Betriebe, bezieht sich andererseits die betriebswirtschaftliche Materie betreffend in einem idealeren Sinn auf diese – womit dem wirklichen Gehalt nach die Unternehmensrechnungen selber unkritisiert gelassen werden.
Der Spruch, Firma sucht junge, dynamische Bewerber, bekundet ein handfestes ökonomisches Interesse, nämlich an der Leistungsfähigkeit der Bewerber bzgl. der Wertschöpfung der Betriebe, um die es denen entscheidend geht – während bei Älteren einiges an Verbrauchsspuren in Bezug auf deren Arbeitsvermögen moniert wird, und zwar aufgrund der schon gelaufenen intensiven und extensiven unternehmerischen Benutzung von denen (ein kapitalistisch herbeigeführtes Resultat steht also der weiteren zuverlässigen Verwendung für die betriebliche Plusmacherei im Wege, was einiges über die ‚Rationalität‘ dieser Wirtschaftsweise aussagt: Arbeiten geht da so, dass dies den gesundheitlichen Verschleiß bis Ruin einschließt). Hier Diskriminierung entdecken zu wollen, ist einerseits ein sachfremdes Beurteilungskriterium: dies will die unterschiedliche Behandlung von Jungen und Alten in prinzipiellerer Hinsicht als Verstoß, eben gegen höhere Grundsätze brandmarken. Dass verschieden behandelt werde als Anwurf für sich, ist erst mal die Verabschiedung von der objektiven Kennzeichnung des in Rede stehenden Sachverhalts; es ist dann abgehakt, als was und wofür kapitalistische Betriebe „Mitarbeiter“ gebrauchen wollen, wenn hauptsächlich interessiert, ob dabei Benachteiligung stattfindet. Umgekehrt: weil die marktwirtschaftlichen Entscheidungsträger das Kriterium der Gleichbehandlung von ihrem Interesse der Geldvermehrung und dem, wie sich die Leute darin einfügen sollen, gar nicht kennen wollen, kommen Diskriminierungsgegner darauf, Anti-Diskriminierung und Unternehmerinteresse miteinander zu versöhnen: letzterem die Älteren darüber schmackhaft machen, dass den Betrieben der „Erfahrungsschatz“ der Älteren verlorenginge, wenn die mehr oder weniger rigoros ausgesondert würden; nicht zuletzt der Fachkräftemangel sollte für Unternehmer Anhalt genug sein, vermehrt auf die Alten zu setzen. – Wenn letzteres den Firmen überhaupt einleuchtet, dann gewiss nicht als Freunde von Antidiskriminierung, sondern schlicht wegen des unternehmerischen Benutzungsinteresses, Zuarbeit der Alten für den betrieblichen Reichtum.