Nov. 2022 - DGB zu Fachkräftemangel/Zeitschrift "Einblick" Nr. 11, Nov. 2022, S. 1:
Zur falschen Sorge von Gewerkschaften um unternehmerischen Nachschub von
rentabler Arbeitskraft
Der DGB und Einzelgewerkschaften denken sich das System des kommerziellen Geschachers als irgendwie gute Gewerke: bei schönfärberischer Ausmalung als "sozialökologische Transformation" kann man sich ja nur unbedingt dafür stark machen, dass Fachkräftemangel nicht zur "echten Bremse" für vorgeblichen Fortschritt ausartet. Um Gottes willen die besagte Transformation nicht schlicht als alternatives nationales Geschäftsmodell der Profitmacherei mit gleich internationalen Perspektiven der Abgreifung fremdländischen Reichtums ins schlechte Licht rücken - womit sich die Sorge um Kräftemangel erledigen würde, so einem klar wäre, dass die schöne Transformation nicht für die da ist, die eben als subjektives Geschäftsmittel und sonst nichts gefragt sind.
Zum Unsinn, die wirtschaftskriegerischen Folgen nach innen unter Gesichtspunkt "gesellschaftlichen Zusammenhalts" zu thematisieren
Total
realitätsfern werden die höchst unterschiedlich Betroffenen
von den wirtschaftlichen Nöten im Zuge des westlichen
Wirtschaftskrieges gegen Russland wie in einer
"Schicksalsgemeinschaft" eingebunden vorstellig gemacht.
Als arbeitsteiliger Zusammenhang werden Unternehmer und
Verbraucher als in positiver Abhängigkeit befindlich imaginiert:
die einen wollen verkaufen, was ihnen schwer gemacht werde wegen
der exorbitanten Preise, die sie nicht so ohne Weiteres ihrerseits
auf ihre Abnehmer abwälzen können - oder die Konkurrenten die
geschrumpfte Zahlungsfähigkeit gegen ihre "Mitwettbewerber"
okkupieren. Die anderen würden gerne die schönen Produkte kaufen
wollen, was ihnen gleichfalls schwer gemacht werde: die Inflation
untergräbt ihre Kauffähigkeit. So erscheint jeder Gegensatz
ausgelöscht: die einen haben schließlich Einbußen bei der Bereicherung
an den anderen bzw. die Konkurrenz macht das verbleibende,
noch mögliche Geschäft; die anderen leiden sehr fundamental in existenzieller
Hinsicht, nämlich das Nötige schlicht zum Leben und Überleben sich
nicht mehr leisten zu können. Andererseits: selbst noch in dem
verharmlosenden Bild, die einen wollten ihre "Dienste" an den
Mann/die Frau bringen, wonach die anderen ein Verlangen hätten,
kommt noch das Gegensätzliche zum Vorschein, wenn nämlich den
einen das Losschlagen ihrer Ware erschwert werde genau deswegen,
weil die Zahlungskraft der Leute es nicht hergibt, die Preise zu
realisieren, die die Verkäufer gerne hätten als ihre
Verdienstquelle, die sich als Abzug bei den Verkäufern geltend
macht; genährt wird die Ideologie von der Schicksalsgemeinschaft
offenbar angesichts der durch die westliche Russlandpolitik
aufgemischten wirtschaftlichen Lage, an der gemessen das
sticknormale Abgreifen der Einkommen durch die Verkäufergemeinde
in gewöhnlichen Zeiten des marktwirtschaftlichen Getriebes wie als
gedeihliches Nebeneinander der Ausnutzer der gesellschaftlichen
Zahlungsfähigkeit und den Ausgenutzten aufscheint. Das ist schon
eine bemerkenswerte Abstraktionsleistung, eine ökonomisches
Ausnutzungssystem sich so vorzustellen, da würden die
gegensätzlichen Seiten jeweils zu dem Ihrem kommen: die Kaufleute
zu ihren Einnahmen, die Kunden zu ihren Gebrauchsdingen.
1.
Jahresbericht zu Diskriminierung
Die neue
Anti-Diskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung
Ataman nennt es alarmierend, wenn fast
6000 Fälle von Diskriminierung gemeldet wurden (das ist die Dame, der
selber vor ihrer Berufung diskriminierende Äußerungen angelastet wurden – kaum
im Amt, weiß sie offenbar, wo es langgeht, wie man die Fahne der
Anti-Diskriminierung von höchster Stelle aus
hochzuhalten hat)
2.
Sendung „Campus und Karriere“/DLF v. 16.8.22
Eine Wissenschaftlerin von Uni Hohenheim gibt zum
Besten:
Neben direkter Diskriminierung zeige sich diese auch
indirekt, z.B. durch Stellenangebotstexte wie: suchen
junge, dynamische Mitarbeiter; durch diese
Sprachregelung zeige sich Exklusion von Alten.
Aber auch Nachteile dadurch für Betriebe: Ältere würde
weniger Neigung aufbringen, ihr Wissen mit Jüngeren zu
teilen. Betriebe würden durch einseitigen Fokus auf
Jüngere sich selbst schaden: Verzicht auf die
Erfahrungen der Alten; vor dem Hintergrund des
Fachkräftemangels käme es auch auf die Älteren an.
Es macht mal wieder die Runde, dass Diskriminierung
fortgesetzt registriert wird, weil die Verhältnisse, mit
denen allerlei Formen von Gehässigkeiten wachsen und
gedeihen, in Kraft bleiben, wenn man sich
gesetzlich/rechtlich daranmacht, gegen das anzurennen, was
als Benachteiligung/Herabwürdigung gefasst wird.
Dem
Verkehrten in Sachen Anti-Diskriminierung soll anhand der
Vorkommnisse in der Arbeitswelt nachgegangen werden.
Die
Welt der Lohnarbeit unter dem Gesichtspunkt der
Diskriminierung, übersetzt: Benachteiligung durch
unterschiedliche Behandlung, zu begutachten trennt sich
einerseits von den reellen Kalkulationen
marktwirtschaftlicher Betriebe, bezieht sich andererseits
die betriebswirtschaftliche Materie betreffend in einem
idealeren Sinn auf diese – womit dem wirklichen Gehalt
nach die Unternehmensrechnungen selber unkritisiert
gelassen werden.
Der
Spruch, Firma sucht junge, dynamische Bewerber, bekundet
ein handfestes ökonomisches Interesse, nämlich an der
Leistungsfähigkeit der Bewerber bzgl. der Wertschöpfung
der Betriebe, um die es denen entscheidend geht – während
bei Älteren einiges an Verbrauchsspuren in Bezug auf deren
Arbeitsvermögen moniert wird, und zwar aufgrund der schon
gelaufenen intensiven und extensiven unternehmerischen
Benutzung von denen (ein kapitalistisch herbeigeführtes
Resultat steht also der weiteren zuverlässigen Verwendung
für die betriebliche Plusmacherei im Wege, was einiges
über die ‚Rationalität‘ dieser Wirtschaftsweise aussagt:
Arbeiten geht da so, dass dies den gesundheitlichen
Verschleiß bis Ruin einschließt). Hier Diskriminierung
entdecken zu wollen, ist einerseits ein sachfremdes
Beurteilungskriterium: dies will die unterschiedliche
Behandlung von Jungen und Alten in prinzipiellerer
Hinsicht als Verstoß, eben gegen höhere Grundsätze
brandmarken. Dass verschieden behandelt werde als Anwurf
für sich, ist erst mal die Verabschiedung von der
objektiven Kennzeichnung des in Rede stehenden
Sachverhalts; es ist dann abgehakt, als was und wofür
kapitalistische Betriebe „Mitarbeiter“ gebrauchen wollen,
wenn hauptsächlich interessiert, ob dabei Benachteiligung
stattfindet. Umgekehrt: weil die marktwirtschaftlichen
Entscheidungsträger das Kriterium der Gleichbehandlung von
ihrem Interesse der Geldvermehrung und dem, wie sich die
Leute darin einfügen sollen, gar nicht kennen wollen,
kommen Diskriminierungsgegner darauf, Anti-Diskriminierung
und Unternehmerinteresse miteinander zu versöhnen:
letzterem die Älteren darüber schmackhaft machen, dass den
Betrieben der „Erfahrungsschatz“ der Älteren
verlorenginge, wenn die mehr oder weniger rigoros
ausgesondert würden; nicht zuletzt der Fachkräftemangel
sollte für Unternehmer Anhalt genug sein, vermehrt auf die
Alten zu setzen. – Wenn letzteres den Firmen überhaupt
einleuchtet, dann gewiss nicht als Freunde von
Antidiskriminierung, sondern schlicht wegen des
unternehmerischen Benutzungsinteresses, Zuarbeit der Alten
für den betrieblichen Reichtum.