Verkehrtes einer Studie:
"Was macht Frauen in Deutschland zu Familienernährerinnen?"
(W. Brehmer et al.: in WSI-Report Nr. 70, Januar 2022)
"In einer
steigenden Zahl von Haushalten erwirtschaften Frauen das
Haupteinkommen. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass
dies an veränderten Rollenbildern liegt.
Der Mann verdient das Geld, die Frau hütet Haushalt und
Kinder. Das war einst das unangefochtene Standardmodell der
familiären Arbeitsteilung. Abgelöst wurde es vom
Hinzuverdienermodell, in dem die Frau zumindest den
kleineren Teil des Erwerbseinkommens beisteuert. Im modernen
Zweiverdienermodell schließlich kommen beide Partner auf
ähnliche Einkommen. Vergleichsweise selten kommt es jedoch
bis heute vor, dass die Frau die Hauptverdienerin, die
Familienernährerin ist."
(zitiert nach:
https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-mehr-hauptverdienerinnen-39047.htm)
Die Redeweise von ‚Modellen familiärer Arbeitsteilung‘ tut so,
als ob die Bewältigung von nichts als Notwendigkeiten, wie
erstens das Geldverdienen und zweitens die Organisation
famliärer Erfordernisse eine Frage von Entscheidungshoheit
wäre bzw. diese idealerweise sein sollte, nämlich gemäß einer
Einstellungssache, wie man es mit Rollenbildern halte. Die
beinharten Unterschiede, wie es Männern und Frauen im
bürgerlichen Erwerbsleben so ergeht, ist die Quelle, daran
entlang die Frage eines ideellen Status im Verhältnis von Mann
und Frau dranzuheften und sich so gründlich zu trennen von der
Klärung, woher die Differenzen in den Lagen in materieller
Hinsicht sich begründen. Der Schrei nach Gleichberechtigung
kümmert sich mitnichten darum, wie Gleichbehandlung diejenige
in der prinzipiell gleich trostlosen Situation von Mann und
Frau als Lohnabhängige ist.
"Unter
welchen Umständen werden Frauen nun zu
Familienernährerinnen? Denkbar wären verschiedene
Entwicklungen und Motive. Zum Beispiel könnten sich gut
ausgebildete Frauen mit Karriereambitionen mit Männern
zusammentun, die keine Selbstverwirklichung im Beruf
anstreben, sondern sich ihre Energie lieber für die Kinder
aufsparen. Tatsächlich ist die Bandbreite der
Konstellationen recht groß, trotzdem konnten die Forschenden
eine Reihe typischer Muster herausfiltern." (ebenda)
Sollte man meinen, dass in dem Falle, wo Männer mal auf
‚Karriere‘ verzichten, und stattdessen die gut ausgebildete
Frau die Familienernährerin macht, dies von einem Stück
Emanzipation künden würde davon, dass nicht mehr einseitig der
Mann die herausragende Stellung im Verhältnis der Geschlechter
einnehme, kündet dies von nichts anderem als dem Dementi des
Unsinns von den Rollenbildern, denen man für sich, als solche
hinterherjagen sollte: jetzt übernimmt nämlich der Mann die
familiären Obliegenheiten, was zum Hintergrund hat, dass sich
Kümmern um Kinder und zugleich Erwerbsarbeit ausschließen. Und
wenn die „Motive“ zeitigen, dass jetzt in der Hauptsache die
Frau anschaffen ginge, dann wird man drauf gestoßen, dass die
Arbeitsteilung in der Familie nichts als schnöde Angelegenheit
materieller Art ist: das Einkommen der Frau muss nämlich in
diesen seltenen Fällen, wo der Mann mal den Haushalts- und
Erziehungsmanager statt der Frau macht, so beschaffen sein,
dass man sich derartige Verabredungen, wer arbeiten geht und
wer Haushalt und Familie schmeißt, leisten kann.
"Der
Faktor mit dem größten Einfluss ist der Erwerbsstatus des
Mannes. Am häufigsten werden Frauen schlicht dadurch zu
Hauptverdienerinnen, dass der Mann seinen Job verliert. In
die gleiche Richtung wirkt – oft unfreiwillige – Teilzeit-
oder geringfügige Beschäftigung des Mannes. Das erklärt den
Forschenden zufolge auch einen Teil des Anstiegs der Zahl
der Familienernährerinnen-Haushalte: In den
Untersuchungszeitraum fällt die große Finanz- und
Wirtschaftskrise, die gerade viele Männer ihren Arbeitsplatz
gekostet oder ihnen zumindest Kurzarbeit beschert hat – ein
Effekt, der auch in anderen europäischen Ländern die
Haushalte mit Hauptverdienerin vermehrt hat...
Die Haushalte von Familienernährerinnen zählen in aller
Regel nicht zu den wohlhabenden. Knapp die Hälfte rangiert
in einer prekären Einkommenssituation, so die Forschenden,
und rund 20 Prozent sind im strengen Sinne arm...“
(ebenda)
Jetzt entdecken die Forscher, dass immer mehr Frauen zu
Hauptverdienerinnen aus nichts als materiellen Nöten heraus
werden: Mann arbeitslos, auf Kurzarbeit oder Teilzeit gesetzt–
und dann auch noch nichts als „prekäre Einkommenssituation“ im
Falle der Frau als Familienernährerinnen vorliegt. Dies ist
alles andere als Anlass, den idealistischen Quatsch von sich
ändern sollenden Rollenbildern sein zu lassen, also davon
abzulassen, die Statusfrage im Verhältnis der Geschlechter auf
der Grundlage, unter Fortwirkung systematisch erzeugter
prekärer Existenzen zum Hauptanliegen zu machen. Kaum erheben
sie statistisch, wie beschissen es in Arbeiterhaushalten mit
Frauen als Hauptverdienerinnen zugeht, wollen die Forscher ums
Verrecken sich nicht davon trennen, den Staat anzurufen,
mitten im grassierenden, bleibendem Arbeiterelend die
„konsequente Gleichstellung von Männern und Frauen“
hochzuhalten.